Fünf Fragen an Architektin Lilli Pschill
Frau Pschill, Ihr Büro hat Erfahrung in der Gestaltung von Kindergärten? Von welchen?
Ja, Bildungscampus Sonnwendviertel (1100 Wien) und Bildungscampus Berresgasse (1220 Wien).
Ist die Farbgebung der Räume ein Thema, das bei der Innenarchitektur von Kindergärten speziell berücksichtigt wird? Was spielt da hinein: Wand- und Einrichtungsfarben, Farbkombinationen, Beleuchtung? Was sind aus Ihrer Sicht die maßgeblichen Faktoren des Farbkonzepts?
Die Farbgebung des Raums ist an sich immer ein Thema, unabhängig vom Alter der „Bewohner“. Licht spielt im Zusammenhang mit Farbe eine große Rolle – ebenso das Material, die Beschaffenheit des Materials im Zusammenhang mit Farbe: eine glatte, homogene rosa Fläche produziert eine andere Stimmung als eine grobkörnig inhomogene. Räume, die wir uns für Kinder überlegen, sollen animierend, anregend sein, neugierig machen und oftmals auch entschleunigen und entspannen können. Farben können dazu beitragen: von der, im positiven Sinne, Irritation bis zur Geborgenheit. Jedenfalls sind die räumlichen Gebilde (zum Beispiel typologisch neuartige Anordnungen der Gruppenräume) im Zusammenspiel mit den ebenen Gebilden (zum Beispiel Muster an den Flächen) maßgeblich für einen spannenden Bildungsbau.
Was ist heute die vorherrschende Philosophie bei der Farbgestaltung in Kindergärten und welche vertreten Sie selbst: bunt, vielleicht auch mit Illustrationen, voller Abwechslung, emotional anregend für die Kinder? Oder eher zurückhaltend? Davon ausgehend, dass die Kinder von selbst genügend „Buntheit“ und eigene Emotionen mitbringen, und es darum geht, ihnen Raum dafür zu geben?
Die Abwechslung: Das Umfeld soll natürlich keine indoktrinierende Wirkung haben, aber ich glaube nicht, dass ein un-gestaltetes, monochromes Reiz-Vakuum Voraussetzung für die Kreativität und das Wohlbefinden der Kinder ist, bzw. als wäre ein „buntes“ Kind in Konkurrenz mit seiner „bunten“ Umgebung? Im Gegenteil.
Welche Farben bzw. Farbkombinationen kommen in Frage, welche nicht?
Ich würde keine Farben ausschließen können.
Wurde/wird bei Ihren Kindergarten-Projekten ein/e Farpsychologe/in beigezogen?
Nein, bei unseren Projekten bisher nicht.
Ist das üblich? Oder bekommen Sie normalerweise entsprechende Briefings/Inputs vom Bauherrn?
Das wurde bisher uns überlassen.
Die 1973 in Wien geborene Architektin Lilli Pschill studierte an der TU Wien und gründete 2008 gemeinsam mit Ali Seghatoleslami das Büro PSA. Zwischen 2011 und 2013 bestand eine Zusammenarbeit mit PPAG Architects, 2013 gründeten die beiden das Büro PSLA ZT KG, das 2016 in PSLA Architekten ZT GMBH umgewandelt wurde. PSLA beschäftigt sich mit zeitgenössischer Architektur, Stadtplanung sowie Möbel- und Produktdesign.
Ein kleiner Auszug aus der langen Liste der realisierten Projekte umfasst die Anwaltskanzlei Falkestraße, den Umbau des Apple / Mc Shark Stores, den Dachbodenausbau Eckpergasse, den Bildungscampus Sonnwendviertel, den Zu- und Umbau der Restaurants Steirereck und Mailberg und den Bildungscampus Berresgasse.